Höhlen, Burgen und 1700 Treppenstufen – UTFS 2025

Zum vierten Mal trommelte der Ultratrail Fränkische Schweiz und versammelte die Trailszene in der Fränkischen Schweiz. Dieses Jahr war der Ruf noch lauter, da auch die Deutsche Meisterschaft im Ultratrail ausgetragen wurde. Für mich war es der vierte Start über die 66 km lange Strecke.

Der UTFS zählt bereits nach wenigen Durchgängen zu den Spitzenveranstaltungen der Trailszene, hat sich aber trotzdem einen sehr familiären Charakter bewahrt. Entsprechend wundert es nicht, dass die beiden Läufe über 33 km und 66 km innerhalb weniger Stunden ausgebucht waren. Neben den Läufen für die Erwachsenen werden ein Kidstrail und ein Trail für Jugendliche angeboten.

Die Fränkische Schweiz bietet optimale Voraussetzungen für Trailrunning. Es gibt viele schmale Trails, die in einem ständigen Auf und Ab verlaufen. Dazu die bizarren Felsformationen, Burgen und Höhlen. Die Anstiege sind nicht so lange wie in den Alpen, kosten aber trotzdem Kraft. So führt etwa bei km 22 der Felsensteig von der Stempfersmühle in 750 Meter steil bergauf nach Gößweinstein. Dabei passieren die Läufer*innen viele Felsen, steigen über Treppenstufen den Berg hinauf, bevor sie an der Burg den Ort erreichen.

Die Vorbereitung

Der UTFS ging für mich bereits im Winter los, als ich an einem der angebotenen Community Runs teilnahm. Als Vorbereitung werden Läufe auf Teilen der Originalstrecke, aber auch in Erlangen oder der Hersbrucker Schweiz angeboten. Leider hatte ich nur Zeit für eine Teilnahme, bei der ich 22 km mit 900 Höhenmeter von Muggendorf über Gößweinstein zur Riesenhöhle und über Engelhardsberg zurücklief.

Meine Vorbereitungen für den UTFS waren durch 5 Marathons bis zwei Wochen vor dem Ultratrail gekennzeichnet, so dass ich mich auf den langen Distanzen sehr sicher fühlte. Zuletzt lief ich den Obermain Marathon mit über 600 Höhenmetern und einen privaten Halbmarathon mit ähnlichen Höhenmetern auf schmalen Trails in Bamberg.

Das Rennen

Im Gegensatz zu 2024 wurden für dieses Jahr optimale Bedingungen vorausgesagt. Morgens 6 Grad bei Sonne, nachmittags bis zu 17 Grad. Dies erleichterte einiges im Vorfeld, trotzdem blieb die Frage, was anziehen, was mitnehmen…

Am Renntag läutete der Wecker um 4:45 Uhr, was verdammt früh war. Nach einem Frühstück ging es los nach Ebermannstadt, um die Startunterlagen abzuholen. Alles klappte ohne Probleme und so stand ich zusammen mit einem Kumpel pünktlich am Start. Nach dem Startschuss um 7:00 Uhr machte sich das Feld aus 450 Läufer*innen auf den Weg. 66 km mit 2.700 Höhenmeter lagen vor uns – zur Einstimmung ging es die ersten Kilometer flach durch das Wiesenttal.

Die ersten Kilometer bis Behringersmühle

Etwa nach 4-5 Kilometer folgte der erste Anstieg und die Stöcke wurde ausgepackt. Trotzdem ich meine Stöcke kurz vor dem Rennen nochmals checkte, wollten sie nun nicht einrasten. Ich hatte dies bereits bei anderen Läufen erlebt und nun schon wieder. Es war sehr ärgerlich und kostete Aufmerksamkeit, bis sie endlich eingerastet waren.

Bildquelle: sportograf.com

Die Anstiege waren für mich größtenteils Gehpassagen, aber in der Ebene bzw. bergab konnte ich ein hohes Tempo laufen. Es fühlte sich gut an und nach etwa 8 km erreichten wir die erste Versorgung bei Traimeusel. Ein Schluck Wasser und weiter ging es Richtung Muggendorf. Im Wald erwartete uns ein erster, sehr schöner Downhill, dem kurz darauf der nächste Anstieg folgte. Wir liefen weiter nach Burggailenreuth und erreichten nach knapp 17 km die Esperhöhle. Knapp 2 Stunden war ich inzwischen unterwegs. Über Leutzdorf führte uns die Strecke zur Sachsenmühle, an der bei km 19 die VP2 aufgebaut war. Das Angebot war reichlich: Wasser, Iso, Cola, Kartoffeln, Süßes, Kuchen, Melonen, Gurken, Riegel usw. Frisch gestärkt folgte der längste flache Streckenabschnitt. 2 km liefen wir entlang der Wiesent durch das Tal, bevor es über den Felsensteig nach Gößweinstein ging. Dieser zählt zu einem der anspruchsvollsten Anstiege des Ultras. Für die etwa 750 Meter benötigte ich knapp 16 Minuten. Oben angekommen ging es dafür entspannt durch Gößweinstein, vorbei an der Basilika und über einen schmalen Trail bergab nach Behringersmühle. Einfach herrlich, diese Trails, aber Vorsicht ist geboten, um nicht an einer Wurzel oder einem Stein hängen zu bleiben.

Zur Burg Rabenstein

In Beringersmühle angekommen liefen wir kurz an der Püttlach entlang und bogen anschließend ins Tal des Ailsbach ab. Für die nächsten 5 km folgte ein flowiger Trail am Waldrand, der uns nach Unterailsfeld und weiter zur nächsten VP beim Held Bräu in Oberailsfeld führte. In einem ständigen Auf und Ab war der Streckenabschnitt meist gut laufbar. 29 km zeigte die Uhr inzwischen an, für die ich knapp 3:39 Std. unterwegs war. Ich war zuversichtlich, dass es eine gute Zeit unter 10 Stunden werden würde, wusste aber auch, dass der anstrengendere Teil der Strecke erst noch folgt.

Nach ein paar Minuten Pause ging es weiter durch das Tal. Im Wald folgte schnell der nächste Anstieg und nach knapp 2 km waren wir wieder im Tal, querten den Bach und näherten uns dem Promenadenweg. Dieser 5 km lange Rundweg zählt für mich zu den schönsten Wanderwegen in der Fränkischen Schweiz. Links auf der gegenüberliegenden Talseite zeigte sich die Burg Rabenstein, wir hatten aber noch ein paar Kilometer, um diese zu erreichen. Über Treppenstufen ging es zu einer ersten Durchgangshöhle hoch. Der schmale Trail verlief am Hang mit Felsen und gab immer wieder schöne Blicke auf das Tal frei. Kurz vor der Talquerung erreichten wir bei km 33 ein wahres Highlight der Strecke. Wir liefen durch die sehr imposante Ludwigshöhle, in der vermutlich viele Läufer*innen stehen blieben, sich umsahen und ein Foto machten – ich natürlich auch.

Nach der Talquerung folgte der nächste Anstieg, der uns mit Treppenstufen zur Sophienhöhle brachte. Die Tropfsteinhöhle lässt sich im Rahmen von Führungen besichtigen. Unser Weg führte uns auf dem Fränkischen Gebirgsweg weiter bergauf Richtung Burg, die wir bei km 34 erreichten – 4:31 Std. zeigte meine Uhr inzwischen.

Von Burg zu Burg

Wir liefen an der Burg Rabenstein mit dem Biergarten vorbei – einkehren? Warum nicht, aber nein, es liegen noch ein paar Kilometer vor uns. Auf einem sonnigen Weg bzw. über einen Wiesenweg ging es leicht bergab zur Pulvermühle bei etwa km 37. Der nächste Kilometer verlief entspannt entlang der Wiesent und ich konnte wieder ein paar Kräfte sammeln. Danach war es mit der Entspannung aber wieder vorbei und der nächste Anstieg führte uns Richtung VP am Zeltplatz Waldesruh, wo ich nach etwa 5 Std. eintraf – etwas trinken, eine Kartoffel und ein paar Stücke Wassermelone und nach einem kurzen Plausch mit Matthias vom Orgateam ging es weiter. In diesem Jahr verlief der folgende Abschnitt Richtung Burg Rabeneck auf einem anderen Weg, schwenkte aber kurz vor der Burg auf den Weg wie im Vorjahr ein. Wir liefen um die Burg und anschließend folgten wieder traumhaft schöne Trails mit Felstoren, durch die wir liefen, Treppenstufen und Serpentinen bergab ins Tal.

Zum höchsten Punkt der Strecke

Auf der gegenüberliegenden Seite ging es anschließend wieder bergauf. Knapp 100 Hm folgten durch einen schönen Wald, aber nach über 5 Std. laufen zeigten die Anstiege ihre Wirkung. Ich wurde etwas langsamer bzw. die Anstiege wurden anstrengender – trotzdem war es einfach schön. Gleich im Anschluss folgte der nächste Downhill, der uns an der Rabenecker Hütte vorbei ins Tal führte.

Die Finishersteine

Für mich zählt der Finisherstein beim UTFS zu den schönsten Auszeichnungen, die man als Läufer erhalten kann. Seit der ersten Austragung 2022 werden die Steine persönlich an die Finisher im Ziel überreicht. Der Aufwand dafür ist riesig, aber es ist etwas ganz Besonderes, in dem monatelange Arbeit steckt.

Die Steine werden in der Fränkischen Schweiz gesammelt, gewaschen und anschließend mit dem Metallsockel zusammengebracht. Die Arbeit wird als Ausbildungsprojekt von einem lokalen Stahlbaubetrieb übernommen.

Hoffentlich gibt es die Steine noch ganz lange!

Im Tal wieder eine kurze Verschnaufpause für 200 Meter, auf denen es eben an der Wiesent entlang ging. Wieder im Wald folgte der nächste Anstieg. Inzwischen hatte ich die Marathondistanz erreicht und war 5:51 Std. unterwegs. Nur noch 24 km bis Ebermannstadt und ich war mir sicher, dieses Jahr wieder deutlich unter 10 Stunden zu laufen – ich hatte keine Zweifel daran, obwohl ich wusste, dass die schwierigsten Passagen erst noch folgen sollten. Nach dem etwa 1,5 km langen Anstieg mit über 100 Hm liefen wir wieder bergab und auf halber Höhe über dem Tal weiter durch den Wald bis Doos, wo wir die Wiesent wieder querten. Auf dem folgenden Kilometer ging es wieder entspannter auf einem Trail etwas erhöht entlang der Wiesent. 46 km waren wir unterwegs, als wir die Riesenburg erreichten.

Meine Uhr zeigte inzwischen 6:21 Std. an und es folgte ein weiterer anstrengender Anstieg. Über Treppenstufen stiegen wir zur Versturzhöhle Riesenburg hoch, die jedes Mal wieder eindrucksvoll ist. Ich kann nicht sagen, wie oft ich hier bereits gewandert oder gelaufen bin, aber es ist einfach der Wahnsinn. Oben in der Höhle angekommen ein kurzer Blick zurück, bevor es durch ein Tor weiter bergauf geht. Nach einer Kurve folgen die nächsten Treppenstufen. Vom Wiesental bis zur VP in Engelhardsberg steigen wir insgesamt 120 Hm auf 1,3 km auf. Die Anstiege kosten inzwischen viel Kraft und die Beine werden schwerer. Knapp 19 km sind es noch bis ins Ziel und ich habe etwas mehr als 3 Std. Zeit – das sollte klappen. An der VP ein kurzer Stopp und weiter geht es. Links abbiegen und raus aus dem Ort zum Adlerstein, mit knapp 520 Meter der höchste Punkt der Strecke.

Vom Adlerstein bis Streitberg

Der Trail, auf den wir den Adlerstein passierten und weiter zum Quackenschloß liefen, hat sehr viel Spaß gemacht. In einem leichten Auf und Ab ging es an Felsen entlang, quer durch den Wald – herrlich. Da das Quackenschloß, eine Durchgangshöhle, etwas abseits des Wegs liegt, haben viele diese wohl nicht bemerkt.

Auf dem folgenden Streckenabschnitt konnte ich wieder etwas Gas geben, da es bergab ging. Auf gut 2 km liefen wir etwa 160 Höhenmeter abwärts, aber alles auf gut laufbaren Wegen. Im Tal angekommen, ging es für ein kurzes Stück nahe der Straße weiter, bevor mit dem Fischersteig der nächste Anstieg folgte. Nach knapp 100 Höhenmetern bergauf näherten wir uns der Oswaldhöhle, über die wir liefen und dort von der Bergwacht angefeuert wurden. Wir folgten dem Frankenweg, querten die Straße nach Muggendorf und wieder ging es leicht bergab. 53 km mit 7:38 Std. zeigte die Uhr inzwischen – auf der linken Seite passierten wir den Pavillon mit einer schönen Aussicht auf Muggendorf. Kurz darauf folgte der Dooser Berg mit einem kurzen und einem der wenigen Abschnitte auf Teer, bevor es wieder in den Wald ging.

Wir passierten linkerhand die Koppenburg, eine Aussichtskanzel über dem Wiesenttal und liefen auf dem Frankenweg weiter Richtung Rosenmüllerhöhle, vor der unsere Strecke abzweigte und wie soll es sein… Es folgte der nächste Anstieg mit Treppenstufen. Die Strecke stieg etwa 60 Hm an, was inzwischen sehr anstrengend war und verlief erst einmal auf dieser Höhe, bevor es wieder ins Tal ging. Dort liefen wir auf einem breiteren Weg am Waldrand und hatten links einen schönen Blick auf die Burgruine Neideck, dem Wahrzeichen der Fränkischen Schweiz. Was ich vergessen hatte, kurz vor Streitberg folgte nochmals ein Anstieg, über den neben mir auch einige andere fluchten. Oben angekommen zeigte die Uhr knapp 58 km und 8:25 Std. an. Eigentlich wären es nur noch etwa 9 km… Aber die sollten es in sich haben. Durch den Wald liefen immer weiter auf Streitberg zu, passierten die Muschelquelle und kamen in den Ort. Dort erwartete uns ein steiler Abstieg auf Teer, bevor wir die letzte Versorgungsstation erreichten. Mir wurde klar, dass es immer schwieriger werden würde, unter 10 Stunden zu laufen. Ich versuchte daher meinen Aufenthalt möglichst kurz zu halten.

Über den Hummerstein ins Ziel

Die letzten Kilometer zählen beim UTFS zu den anstrengendsten und zeitintensivsten Kilometern. Jedes Jahr wieder bin ich überrascht, wie lange ich für diesen Streckenabschnitt benötige. Von der VP ging es im Ort wieder bergauf, an der Burg vorbei bis zum Wedenbach Wasserfall. Durch das Wasser war es angenehm kühl. Nach 61 km und 9:02 Std. verließ ich die letzten Häuser in Streitberg und es ging wieder auf einem schmalen Trail weiter Richtung Hummerstein.

Ich wusste, dass mich nun noch einige Anstiege erwarten würden, im Wald und über Treppen hoch zu Felsen, bevor der letzte Anstieg folgen sollte. An den Treppen im Fels gab es sogar einen kurzen Stau. Nun folgte nochmals ein kurzer Abschnitt, der gut laufbar war. Meine Beine schmerzten inzwischen ziemlich und schön langsam ging mir die Kraft aus. Mein größtes Problem waren die Schuhe, die ich für die schmerzenden Beine verantwortlich machte.

Es ging nochmals 50 Hm über Treppenstufen bergab zu Häusern, bevor es nun zum Hummerstein ein letztes Mal bergauf gehen sollte. Knapp 1,5 km mit 120 Hm folgten nun, der Weg hatte zwar keine Felsen mehr mehr, war aber ziemlich steil. Nicht mehr weit, dann ist der letzte Anstieg geschafft. Puh, ich bin KO und die Beine wollen eigentlich nicht mehr, aber nun geht es nur noch bergab und durch das Tal… Am Berg noch eine kurze Pause, um die Aussicht über das Tal und Ebermannstadt genießen. 64 km und 9:41 Std. stehen auf der Uhr. Noch etwa 3 Kilometer bis ins Ziel – eigentlich wäre es kein Problem, um unter 10 Std. zu bleiben, nicht so beim UTFS.

Vom Hummerstein liefen wir nochmals relativ flach durch den Wald, bevor nach links unser Weg nach Gasseldorf abzweigte. Mit Hilfe der Stöcke konnte ich bergab laufen, stellte aber ab etwa der Hälfte fest, dass es nicht mehr ging. Die Beine schmerzten und ich entschied mich zu gehen. Inzwischen hatte ich den Ort erreicht, ging durch diesen und zweigte an der Leinleiter zum Wanderweg ins Wiesenttal ab. Der Rückweg folgte nun dem Weg, auf dem wir gestartet sind. 2 Kilometer noch bis ins Ziel, an Laufen war allerdings nicht mehr zu denken. Ich überlegte sogar, die Schuhe auszuziehen und barfuß ins Ziel zu laufen. Durch den Schotterweg entschied ich mich aber dagegen. Ebermannstadt wollte einfach nicht näher kommen.

Langsam näherte ich mich aber doch dem Ziel. Ich sah die Abzweigung zur Brücke, unter der wir Richtung Ort gingen und nun war ich auf den letzten Metern. Vorbei an den Supermärkten, über die Brücke und ich war am Marktplatz. Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen, um ins Ziel zu laufen. Es war geschafft und ich überglücklich! Mein 4. Finish beim 4. UTFS! Mein 4. Stein! Zugleich war es das anstrengendste Finale.

Im Ziel freute ich mich auf die Bierbänke – endlich sitzen, die Beine zur Ruhe kommen lassen und den Siegerehrungen der Deutschen Meisterschaft zuzusehen. Dazu ein alkoholfreies Bier. Mehr brauchte ich nicht mehr. Zuhause dann die erste Aktion: Die Schuhe in die Tonne werfen…

66,5 km | 2.642 Hm | 10:25.49 Std.

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