Ende April fand die Premiere des Ultratrail Fränkische Schweiz statt. Es war eine äußerst gelungene Premiere, nach der man eigentlich nur die Frage stellen kann, wann startet die Anmeldung zum zweiten UTFS.
Auf schmalen Trails ging es 65 km durch den Naturpark, vorbei an Felsen, durch Höhlen oder Felstore hindurch und ständig auf und ab. Gefühlt wurden dabei genauso viele Treppenstufen wie Höhenmeter überwunden – 2.700. Dabei boten sich immer wieder klasse Ausblicke auf die Täler.
Für die Außenwelt begann die Geschichte des UTFS 2021 als erste Infos zu dem neuen Lauf in der Fränkischen Schweiz veröffentlicht wurden. Eher zufällig habe ich davon gehört und war sofort begeistert. Ein Ultra vor der Haustür in einem sehr schönen Trailrevier, das ich von vielen Wanderungen, dem Frankenweg-Trail oder dem Neideck 1000 sehr gut kannte. Über eine Voranmeldung konnte man Interesse bekunden und in einem zweiten Schritt war die Anmeldung für die 120 Startplätze möglich. Wie nicht anders zu erwarten, waren diese sehr schnell vergeben und der Lauf ausgebucht. Ich hatte Glück und zählte zu den Glücklichen, die einen Startplatz bekommen hatten.
Die Vorbereitungen auf den UTFS liefen gut. Ich bin bis dahin bereits drei Marathon in diesem Jahr gelaufen und fühlte mich entsprechend fit für den Lauf. Vor dem Lauf dann das Zittern: hat uns Corona erneut erwischt, aber zum Glück Entwarnung durch negative PCR-Tests. So stand dem Lauf nichts mehr im Weg und ich freute mich auf den Start, an den ich mit einem Kumpel ging.
In Ebermannstadt angekommen spürten wir die besondere Atmosphäre und liebevolle Vorbereitung. Wir holten unsere Startunterlagen ab und bereiteten uns auf den Start vor. Nach dem Rennbriefing ging es auf den Marktplatz, wo Start und Ziel waren. Bis zum Start waren es nur noch knapp 10 Minuten und wir lauschten der Hymne des Ultratrail Fränkische Schweiz. Mit dem Wetter hatten wir Glück, nicht zu kalt und die Wege waren trocken. 10 – 9 – 8 – 7 … 3 – 2 – 1 und los ging es!
Die ersten Kilometer
Der Start erfolgte und das kompakte Starterfeld machte sich auf den Weg. Nach Verlassen des Marktplatzes eine Schleife, in der wir die Wiesent überquerten und die ersten Kilometer auf breiteren Wegen durch das Wiesenttal liefen. Nach 5 km war es mit dem flachen Laufen vorbei und der erste Anstieg folgte. Auf Waldwegen ging es zur Burgruine Neideck, die wir allerdings erst auf dem Rückweg sehen sollten, und weiter nach Trainmeusel. Entlang des Weges liefen wir am bunt geschmückten Osterbrunnen vorbei und durften uns im Ort auf die erste Versorgungsstation freuen, an der die Auswahl sehr gut war. Nach einem Becher Wasser ging es für mich weiter, mein Kumpel war bereits ein paar Hundert Meter weiter vorne. Wir hatten an dem Tag einfach einen unterschiedlichen Rhythmus und so ließ ich ihn ziehen.
Auf dem folgenden Abschnitt nach Muggendorf konnten wir einen ersten schönen und mit Wurzeln gespickten Trail erleben. Im Wald ging es bergab, vorbei am Aussichtsfelsen Frauenstein ins Wiesenttal, bevor die nach einem kurzen Stück wieder anstieg und wir Richtung Wohlmansgesees liefen.
Burggaillenreuth nach Gößweinstein
Kurz vor Wohlmansgesees zweigte die Strecke ab und führte uns wieder in den Wald. Entlang des Weges nach Burggaillenreuth passierten wir die ersten größeren Felsformationen, stiegen über Naturtreppenstufen hoch und liefen über Felsen. Am Ortsausgang ging es an der Burg vorbei, an der im Sommer ein Biergarten geöffnet ist, auf einen schmalen Trail am Hang. Kurz darauf erreichten wir die Obere Schlossbergwand und wir liefen an der Esperhöhle vorbei, um kurz danach wieder aus dem Wald zu kommen und nach Leutzdorf zu laufen, wo die zweite Versorgungsstation auf uns wartete.
Ich wunderte mich dort etwas über den großen Eimer Meerettich, aber wer will… Nach der kurzen Pause ging es wieder weiter und es ging wieder bergab bis ins Wiesenttal, das wir an der Sachsenmühle erreichten. Nun folgte nochmals ein sehr entspannter Abschnitt, auf dem es wir dem Radweg entlang der Wiesent knapp über 2 km bis zur Stempfermühle folgten, bevor uns einer der anstrengendsten Anstiege erwartete. In etwa einem Kilometer ging es über den Felsensteig aus dem Tal hoch nach Gößweinstein. Wie soll man diesen Weg beschreiben? Genial, aber brutal. Und Bilder sagen mehr…
An der Burg erreichten wir Gößweinstein und erst einmal durchatmen. Der große Anstieg aus dem Wiensenttal war geschafft! Vorbei an der Burg liefen wir in den Ort und durchquerten diesen. Es ging wieder in den Wald und schmale Wege, über die wir den Kreuzweg erreichten und wieder Richtung Gößweinstein liefen. Von dort durften wir den Ausblick auf Basilika, Burg und Gößweinstein genießen, bevor es am Hallenbad vorbei Richtung Behringersmühle ging.
Etwa 26 km waren inzwischen gelaufen. Der Weg nach Behringersmühle war für mich auch neu. Bis jetzt bin ich immer nur über den Felsensteig hoch. Aber dieser Weg war super, obwohl ich mich an einer Stelle nur mit Müh und Not abfangen konnte. Ich bin über eine Wurzel gestolpert und es fehlte nicht viel und ich wäre am Boden gelegen. Aber es ging gut und schnell war Behringersmühle am Zusammenfluss von Wiesent und Püttlach erreicht. Am Waldrand liefen wir auf einem relativ flachen Abschnitt nach Unterailsfeld, das wir bei km 32 erreichten. Hier wartete die dritte Versorgungsstation und frisch gestärkt ging es weiter nach Oberailsfeld.
Zur Burg Rabeneck
Nach einem anfangs gemütlicheren Abschnitt folgte eine absolute Herausforderung zur Burg Rabeneck. Wir machten einen Abstecher zum König-Ludwig-Steig, der als schmaler Trail über Treppenstufen und vorbei an eindrucksvollen Felsen bergauf führte. Wieder zurück auf dem Weg liefen wir zur Burg und drehten eine Runde um diese, bevor es steil bergab ging und wir zur Wiesent liefen.
An der Wiesent angekommen, überquerten wir diese, um auf der anderen Seite gleich wieder etwas bergauf zu laufen. Die Strecke führte uns an der Saugendorfer Höhle vorbei und es wirkte wie wenn wir durch einen Urwald laufen würden. Nur etwa 1,5 km war dieser Abstecher lang, bevor es wieder ins Wiesenttal ging. Puh, anstrengend, dafür eine geniale Aussicht!
Nach wenigen Hundert Metern verließen wir das Tal wieder und machten uns auf den Weg Richtung Silbergoldsteinhöhle. Hoch über dem Tal führten uns die Trails nach Doos, der Marathonmarke des Laufs. 42 km waren inzwischen gelaufen!
Zur Riesenburg
Auf der gegenüberliegenden Seite der Wiensent ging es weiter Richtung Riesenburg, dem nächsten Highlight des Laufs! Zuvor konnten wir uns im Tal nochmals stärken, was sehr gut war. Nach der kurzen Pause an der Versorgungsstation dann der von den Höhenmetern größte und äußerst anstrengende Anstieg. Über Treppenstufen ging es zur Versturzhöhle Riesenburg und durch diese durch. Neben den Läuferinnen und Läufern waren hier viele Wanderer unterwegs, die uns anfeuerten, aber auch etwas verwundert ansahen. Von der Riesenburg ging es weiter Richtung Engelhardsberg, was bedeutete, es folgten weitere Treppen und ein steiler Anstieg. Nach etwa 2 km Anstieg aus dem Tal erreichten wir endlich Engelhardsberg und ich muss sagen, die Laufrichtung beim Frankenweg-Trail gefällt mir hier besser: es geht von Engelhardsberg bergab ins Wiensenttal. Aber nun war der Anstieg ja geschafft…
Engelhardsberg ist ein sehr kleiner Ort, der nur aus ein paar Häusen besteht. Kurz darauf war erstmals Muggendorf angeschrieben – noch 4 km waren es. Als erstes liefen wir zum Adlerstein, mit knapp 510 Meter der höhste Punkt unsere heutigen Runde. 6 Stunden war ich seit dem Start nun unterwegs und alle zeitlichen Überlegungen, wann ich ins Ziel kommen würde, stimmten nicht mehr. So läuft es nun einmal bei einem Ultra. Entlang der 65km langen Runde stellte ich mir immer wieder die Frage: „Wie kommen die ganzen Höhenmeter zusammen, wenn sich die Anstiege zwischen knapp unter 300 Meter und knapp über 500 Meter bewegen. Aber am Ende waren es eine Menge!
Über das Quackenschloss nach Muggendorf
Zwischen Adlerstein und Quackenschloss liefen wir auf einem schönen Trail, der uns auch über Felsen führte und etwas unterhalb der Höhle vorbeiführte. Ich überlegt kurz, die paar Schritte zum Quackenschloss zu gehen, entschied mich aber doch dagegen, obwohl die Aussicht von den Felsen oberhalb der Höhle sehr eindrucksvoll ist. Auf den folgenden Kilometern hieß es etwas Gas geben. Der UTFS führte uns bergab ins Wiesenttal, von wo es anschließend gleich wieder bergauf in den Hang ging. Nach dem Fischersteig bogen wir in den Melbeerensteig und liefen eng an der Felswand entlang. Kurz vor Muggendorf zweigte unser Weg nach rechts ab und es folgten natürlich wieder Treppenstufen, die uns Richtung Oswaldhöhle führten. Oben angekommen kurz die Aussicht über das Wiesenttal genießen, bevor es über Felsen weiter zum oberen Höhleneingang ging.
Treppe runter und rein in die Oswaldhöhle. Aber Vorsicht, an den niedrigen Stellen hieß es Kopf einziehen, da die Durchgangshöhe teilweise nur 1,5 Meter beträgt. 50 km sind inzwischen gelaufen und ich bin knapp 7 Stunden unterwegs. In einer langgezogenen Rechtskurve geht es etwas bergab und es läuft sich ganz gut. Wir überqueren die Straße zwischen Muggendorf und Engelhardsberg, gehen etwas bergauf und halten uns links Im Wald passieren den Pavillon, der vorgelagert auf einem Fels über Muggendorf thront. Im Folgenden überqueren wir nochmals eine Straße und anschließend folgt ein genialer Trail. Von der Koppenburg an laufen wir in einem Auf-und-Ab über Felsen und Wurzeln an Muggendorf vorbei.
In großen Schritten nach Streitberg
Entlang unseres Laufs hoch über dem Wiesenttal passierten wir weitere Aussichtsfelsen wie den Brunhildenstein und liefen wieder ins Tal. Parallel zur B470 ging es auf einem Forstweg weiter und wir bekam endlich einen Blick auf die Burgruine Neideck, dem Wahrzeichen der Fränkischen Schweiz. An einem Parkplatz etwa bei km 55 gab es noch eine letzte Stärkung, bevor der nächste Anstieg folgen sollte. Nach diesem zweigten wir nach rechts ab und liefen an der eindrucksvollen Klararuh entlang. Wow, ganz schön eindrucksvoll!
Kurz darauf wurde es steiler und damit auch anstrengender. Wir erreichten den Guckhüll, eine größere Felswand im Wald. Der Anstieg forderte alles und zum zweiten Mal während des Rennens bekam ich einen Krampf in den Beinen, was am Hang äußerst unangenehm ist. Nach einer kurzen Pause ging es glücklicherweise wieder und ich konnte weiter den Berg hoch und bald war es geschafft. Oben angekommen, konnte ich mich auf einen schönen Downhill freuen. Wie auf einer Piste ging es zwischen blauen Baumumrandungen entlang und etwa 100 Höhenmeter bergab Richtung Streitberg. Wir passierten die Muschelquelle, nach der es wieder bergauf zur Burg Streitberg ging, die wir aber nicht sahen.
Es folgte eine schöne Passage an den Sinterstufen des Wedenbachs und wir bekamen nochmals einen Blick auf den Ort und die Ruine Neideck, die auf der anderen Talseite lag.
Der letzte Anstieg zum Hummerstein
Bei Streitberg zeigte die Uhr knapp 60 km an und das Ziel kam immer näher. Ich wusste, dass uns noch ein letzter Anstieg erwartete und durch den Frankenweg-Trail kannte ich diesen… Es wird nochmal ziemlich anstrengend! Es ging durch den Wald, Gasseldorf war bereits angeschrieben und wieder folgten Treppenstufen. Wir liefen durch Felsen und erreichten den 472 Meter hohen Hummerstein. Es war geschafft – der letzte Anstieg des UTFS! Vom Berg aus sah man bereits den Zielort Ebermannsstadt. Aber es waren noch knapp 5 km zu laufen.
Endspurt nach Ebermannstadt
Nur noch ein paar Kilometer – das wird klappen! Vom Hummerstein aus ging es anfangs auf leichten Wegen dahin, bevor der steile Abstieg nach Gasseldorf folgte. Nach über 60 km in den Beinen nochmals eine Herausforderung. Durch die Stöcke ging es ganz gut und ich konnte es laufen lassen. In Gasseldorf angekommen spürte ich meine Beine, die alles andere als frisch waren. Mit einzelnen Gehpausen näherte ich mich Ebermannstadt. Unter der B470 durch und mitten durchs Tal ging es immer dem Ziel entgegen. Diese letzten Kilometer forderten nochmal alles, obwohl sie flach waren. Beim Blick nach hinten sah ich zwei Läufer näherkommen und dann packte mich doch nochmal der Ehrgeiz und ich lief in den Ort. Unter der Straße durch, auf dem Damm entlang und es ging zum Markplatz… Da war das Zieltor. Nur noch wenige Meter und dann war es geschafft! Puh, war ich KO, aber auch überglücklich, dass ich es geschafft habe.
65 km | 2.700 Hm (lt. Uhr, lt. Veranstalter 2.500 Hm) | 9:20:52 Std. | Platz 76 Gesamt
Mein Resümee
Ich kenne die Fränkische Schweiz von vielen Läufen und Wanderungen und bin von der Landschaft immer wieder begeistert. Der UTFS toppte aber alles! Eine Strecke, die an so vielen Highlights vorbeiführt, technisch anspruchsvolle Passagen mit gut laufbaren Abschnitten kombiniert – einfach top! Glücklicherweise war es während des Laufs trocken und auch die Strecke war trocken. Bei Nässe wäre diese noch anspruchsvoller und die Gefahr, auf den Blättern auszurutschen ziemlich groß. Für mich steht fest, der UTFS wird fester Bestandteil der zukünftigen Jahresplanung.
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