Zugspitz Ultratrail – Ehrwaldtrail

Es sollte mein Highlight des Jahres werden – 88 km mit über 4.000 Höhenmetern um die Zugspitze. Die Vorbereitungen liefen gut und entsprechend positiv war ich gestimmt, obwohl man bei einem Lauf über diese Distanz im Vorfeld nie sagen kann, ob alles gut läuft. Diesmal lief aber eigentlich alles gut.

Bereits im Winter hatte ich mich für den Ehrwaldtrail angemeldet und war wie im Jahr zuvor beim Lavaredo Ultradolomites mit einem Kumpel unterwegs. Wir trafen uns in Nürnberg und fuhren am Donnerstag vor dem Lauf nach Garmisch. Ich hatte ein Hotel nur ein paar Schritte vom Ziel entfernt, er übernachtete im Zelt auf dem Autodach. Nachdem wir bereits am frühen Nachmittag ankamen, entschieden wir uns für eine kleine und aussichtsreiche Tour am Wank. Vernünftigerweise fuhren wir mit der Seilbahn auf den Berg und sind nicht hochgelaufen. Auf dem Gipfelplateau wanderten wir eine kleine Runde und genossen die Aussicht auf das Zugspitzmassiv und das Karwendelgebirge.

Raceday – Regen und Warten

Nach unserer Wanderung am Wank holten wir noch die Startunterlagen, so dass wir am Freitag keine Zeit dafür einplanen mussten. Wir waren bei der Messe unterwegs und liefen etwas durch Garmisch auf der Suche nach einer Wirtschaft, die im Außenbereich freie Plätze hatte. Es zeigte sich, dass der Ort auf den ZUT eingestellt war – überall hingen Fahnen und die Straßen waren von Trailrunnern gesäumt. Bereits am Donnerstagabend gingen ein paar Regenschauer herunter, aber wir konnten dennoch draußen essen.

Freitag war Raceday, ungewohnt ein Start nicht am Samstag, ich fand die Lösung aber sehr gut. Bei der Distanz war es klar, dass wir eine Nacht laufen werden, bei der Variante des ZUT starteten wir in der Nacht und kamen nachmittags ins Ziel. Bei vielen anderen Läufen kenne ich es so, dass morgens gestartet wird und der Zieleinlauf mitten in der Nacht erfolgt. So kommen zur Dunkelheit schwere Beine und wenig Zuschauer beim Zieleinlauf hinzu, was mir bei ZUT viel besser gefiel. Die Folge war natürlich, wir mussten den Tag rum bringen… Etwas unternehmen, aber nicht zu anstrengend und genügend Zeit, um sich nachmittags nochmals ausruhen zu können. Ach ja, und etwas Essen, aber nicht zu schwere Kost. Ein Tag, der gut geplant sein musste. Wir entschieden uns für einen kleinen Ausflug nach Oberammergau, bei dem es leider immer wieder regnete. Glücklicherweise sollte es nachmittags aufhören und perfektes Laufwetter sein.

Zurück in Garmisch besuchten wir die Messe und natürlich kauften wir auch ein. Inzwischen war es nachmittags und Zeit, sich für den Lauf vorzubereiten. Ausrüstung fertig machen, Pflichtteile kontrollieren, Kleidung für den Start zurechtlegen und versuchen, etwas zu schlafen. Tatsächlich gelang es mir, etwas zu schlafen, aber vor allem war es ein Ausruhen.

Auf dem Weg zum Start

Um 21 Uhr ging es mit dem Shuttlebus von Garmisch zum Start nach Ehrwald in Tirol. Es war noch hell, aber das sollte sich bald ändern und beim Start um 23 Uhr war es stockfinster. In etwa 30 Minuten waren wir in Ehrwald und irgendwie war es witzig, unser Busfahrer wusste nicht, wo der Start ist. Aber letztendlich erreichten wir die Halle. Dort konnten wir warten und anfangs zeigte sich sogar noch die Zugspitze… Kurz vor dem Start wurde die Pflichtausrüsten aller Läufer*innen kontrolliert. Ohne die Kontrolle kam niemand in den Startbereich. Nur noch wenige Minuten und es geht los. Die Nervosität steigt…

Start in der Nacht und der erste Anstieg

Die Ausrüstung ist kontrolliert und die Läufer*innen stehen im Startkanal. Der Countdown läuft und der Startschuss fällt. Endlich geht es los! 88 km mit über 4.000 Höhenmeter warten auf uns und der erste Anstieg mit etwa 1.000 Höhenmeter folgt gleich nach dem Ortsausgang von Ehrwald. Im Ort werden wir von der Feuerwehr begleitet und es ist ein entspanntes Warmlaufen, keine große Hektik, alle wissen, was uns erwartet. Entsprechend ist das Tempo nicht zu hoch.

An der Talstation der Ehrwalder Almbahn steigen wir mit dem Koppensteig ins Trailrunning ein und der 10 km lange Anstieg von etwa 1000 Meter bis auf knapp 2.100 Meter steht bevor. Die Wege werden nur von den Stirnlampen beleuchtet. Selbst im Wald auf den schmalen Pfaden mit Wurzeln ist das Licht ausreichend und ich bin überrascht, wie gut man laufen kann – na ja, eher gehen. Interessant ist, dass man in der Dunkelheit von der Umgebung kaum etwas wahrnimmt, der Blick ist nur auf den Weg fokussiert. Etwa bei km 3 zweigen wir ab und gehen auf dem Wiesensteig weiter bergauf. Nach etwa 6 Kilometer erreichen wir die Bergstation der Ehrwalder Almbahn auf 1.500 Meter. Puh, es ist erst Halbzeit vom ersten Anstieg, mein Kumpel ist bereits weiter vorne und jeder läuft das für sich passende Tempo. Kurz bevor wir auf den Max-Klotz-Steig einschwenken, gibt es eine erste Stärkung. Die Auswahl ist super! Es gibt alles, was man sich bei einem Lauf wünscht. 1:11 Std. bin ich unterwegs und nach der kurzen Pause wird es steiler und vermutlich laufen wir entlang Wiesen, was in der Nacht nicht genau erkennbar ist.

Beim Start hatte ich mich für lange Laufkleidung entschieden und inzwischen bin ich froh, mich so entschieden zu haben. In der Höhe wird es immer kälter und auch der Wind pfeift ordentlich. Kurz darauf ziehe ich die Handschuhe an, um meine Hände vor der Kälte zu schützen. Nach 11 km haben wir den ersten Anstieg geschafft – fast… Es geht zwar für ein kurzes Stück zum 2.045 Meter hohen Feldernjöchl bergab, aber ein kurzer, fieser Gegenanstieg folgt sogleich. Bei Wind gehen wir wieder bergauf bis zum 2.182 Meter hohen Wannigsattel, der zugleich der höchste Punkt der Strecke ist. 12 km sind wir inzwischen unterwegs und 76 km werden noch folgen.

In der Nacht hatte ich Probleme in den Lauf zu kommen. Es fiel mir schwer, mich zu motivieren, ich quälte mich eher über die Trails. Teilweise kam sogar der Gedanke auf, aufzuhören. Aber ich wusste, dass sich dies ändern kann und so lief ich weiter, immer weiter.

Dem Sonnenaufgang entgegen laufen

Das Laufen in der Nacht hatte aber auch einen Vorteil auf den schmalen Pfaden – man sah nicht, wie weit man bei einem falschen Schritt abrutschen würde. Vom höchsten Punkt der Strecke ging es bis auf knapp über 1.900 Meter bergab um anschließend wieder bis auf 2.100 Meter anzusteigen. Besonders eindrucksvoll fand ich, dass ich etwa bei km16 vom führenden des Ultratrail überholt wurde, der in einem Tempo unterwegs war, das mich nur staunen ließ. Etwa 15 Minuten später wurde ich von zwei weiteren Läufern des Ultratrails überholt.

Nach dem erneuten Anstieg ging es endlich wieder bergab, was nicht weniger anstrengend war. Der Weg war rutschig, teilweise ging es über Schneefelder und absolute Konzentration war gefragt. Innerhalb von 5 km liefen wir bis auf unter 1.400 Meter. Die Uhr zeigte inzwischen 21 km an – Halbmarathon geschafft und die nächste Versorgungsstation wartete auf uns. Inzwsichen war ich 4:30 Std. unterwegs. Es war immer noch dunkel, aber bis zur Dämmerung dauerte es nicht mehr lange. Der nächste Anstieg folgte sogleich, in 7 km ging es wieder auf über 2.000 Meter bergauf. Auf dem Weg nach Oben laufen wir an der Wettersteinhütte und Wangalm vorbei, querten einen kleinen Bach, der glücklicherweise wenig Wasser führte und trockenen Fußes überquert werden konnte. Entlang der Strecke zeigten sich immer wieder einzelne Lichtpunkte der anderen Läufer*innen. Inzwischen wurde es heller und ich fühlte mich besser und ging Schritt für Schritt weiter, immer weiter bergauf.

Ab etwa km25 bei 1.700 Meter schaltete ich meine Stirnlampe aus, es war hell genug, um ohne Lampe genug zu sehen. Noch etwa 3 km bis zum Scheitelpunkt am Scharnitzjoch. Dort oben legte sich der Schalter um und ging schlagartig in den Rennmodus. Wir konnten auf 2.050 Meter den Sonnenaufgang erleben – es war einfach traumhaft!

Bergab zum Hubertushof

Mit Tagesanbruch veränderte sich meine Einstellung und ich war voll im Lauf. In 7 km liefen wir bis auf 1.080 Meter nur bergab. Anfangs liefen wir noch auf schwierigen Trails, die viel Konzentration forderten, aber sobald wir etwas weiter unten waren, ging es über Wiesen und die Wege wurden einfacher und laufbarer. Etwa bis km32 ging es auf inzwischen sanft von der Morgensonne beleuchten Wegen entlang, bevor wir in den Wald liefen und es mit vielen Kurven weiter Richtung Tal ging. Immer weiter bergab, ich hatte keine Probleme und konnte es laufen lassen. Nicht mehr weit bis zum Hubertushof, unserer nächsten Versorgungsstation, an der ich einen Kleiderbeutel mit Wechselkleidung deponiert hatte. Als ich dort nach 8:01 Stunden angekam, musste ich überlegen, wie ich weiterlaufen wollte und was ich mitnehmen soll. Ich entschied mich für komplett kurz und ließ auch eine Stirnlampe im Beutel. Eine sollte reichen, wobei ich hoffte, auch diese nicht mehr zu benötigen. Es wurde eine längere Pause, nach der ich gut gestärkt wieder loslaufen konnte.

Gas geben bis Mittenwald

In den kurzen Klamotten war es anfangs noch etwas kühl, aber ich wusste, was mich erwarten würde und schon bald war mir wieder warm. Von der Versorgungsstation aus querten wir die Leutascher Ache und liefen mehrere Kilometer an dieser entlang. Es war flach und obwohl ich bereits seit mehreren Stunden unterwegs war konnte ich hier gut laufen und Tempo machen. Mein diesjähriges Training kam mir hierbei zu Gute. Der ZUT war der dritte Ultra im Jahr. Immer wieder konnte ich andere Läufer*innen überholen und wurde nur selten selbst überholt. Kurz nach km38 verließen wir den Fluss und liefen am Waldrand entlang. Wir erreichten den kleinen Ort Burggraben, von dem aus es kurzes Stück an der Straße entlang ging. Nach ein paar Hundert Meter zweigten wir wieder ab und folgten der Beschilderung zur Leutascher Geisterklamm, ich freute mich bereits, durch die Klamm zu laufen. Leider liefen wir auf einem Forstweg etwas oberhalb der Klamm und passierten etwa bei km43 die Grenze zwischen Österreich und Deutschland. Der erste Marathon ist geschafft!

Bis Mittenwald war es nun nicht mehr weit, auch die nächste Versorgung kommt gleich. Wir laufen Richtung Leutascher Ache, queren am anderen Eingang zur Klamm den Fluss und ich erreiche nach 9:35 Std. kurz darauf Mittenwald mit der Versorgungsstation am Schützenhaus. Kurz erhaschen wir sogar einen Blick auf die Isar, bevor ein Anstieg mit etwa 100 Hm folgt.

Zum Schloss Elmau

Nach dem Anstieg verläuft unsere Strecke wellig durch den Wald. Die kühle Luft ist angenehm und ich kann weiterhin gut laufen. Es macht richtig Spaß, auf den Wegen unterwegs zu sein. Es läuft so vor sich hin und kurz nach km49 verlassen wir den Wald und erreichen den Ferchensee, um den wir laufen.

Kurz darauf führt uns die Strecke wieder in den Wald und nach weiteren 4 km erreichen wir das Schloss Elmau, wo die nächste Versorgungsstation auf uns wartet. Die Uhr zeigt inzwischen 10:53 Std. Laufzeit an. Das Schloss bekommen wir hier allerdings nicht zu sehen, nur der Turm zeigt sich. Kurz nach der Versorgungsstation, an der Straße bekommen wir einen sehr schönen Blick auf das Schloss.

Die Lage vor den Bergen ist ein Traum, da verwundert es nicht, dass hier der G7 Gipfel stattfand.

Zum Berggasthof Eckbauer

Wir querten die Straße und bekamen nochmals einen sehr schönen Blick auf Schloss Elmau und das Zugspitzmassiv, bevor es etwa 2 km mit 250 Höhenmeter bergauf ging. Während des Anstiegs passierten wir die Elmauer Alm, bei der eine Rast sicherlich sehr schön gewesen wäre. Aber wir hatten ein anderes Ziel vor Augen…

Nachdem der Anstieg beendet war, ging es wieder relativ flach weiter und Laufen war wieder gut möglich. Es war faszinierend, auf der gegenüberliegenden Seite das Zugspitzmassiv zu sehen. Zwischenzeitlich war der Himmel etwas bedeckt, was ganz gut war, um nicht in der prallen Sonne zu laufen. Etwa 59 km hatten wir am Berggasthof zurückgelegt, was bedeutete es folgen nur noch etwa 30 km. Leider war bei diesen 30 km noch eine langer Anstieg dabei.

Bergab ins Reintal und die Ruhe vor dem Anstieg

Vielleicht doch eine kleine Pause einlegen? Nein, es geht weiter, auch wenn die Sonnenterrasse sehr einladend aussieht. Kurz nach dem Berggasthaus beginnt ein erneuter Abstieg: Von etwa 1.200 Meter laufen wir in Serpentinen bis ins Reintal auf etwa 820 Meter. Teilweise wird es auf dem Weg eng, da uns viele Wanderer entgegen kommen. Wir machen einen Abstecher zum Forsthaus Graseck und laufen wieder zurück, um kurz darauf die Partnach zu erreichen, die Wasserfarbe dabei ist absolut faszinierend.

Zugspitze 10 Stunden steht auf dem Wanderwegweiser. Ich bin froh, dass ich heute nicht mehr auf Deutschlands höchsten Berg muss. Mir reicht schon, was folgen wird… Aber bis dahin haben wir noch eine Verschnaufpause. Entspannte laufen wir durch das Reintal, es geht nur leicht bergauf und der Forstweg ist gut laufbar. Ich fühle mich gut und bin zuversichtlich, das Rennen erfolgreich zu beenden. Etwa 66 km haben wir bereits geschafft, nur noch 22 km, die es aber in sich haben werden.

Der lange Anstieg

Nachdem es entspannt durch das Reintal ging zweigt der Weg zum Kreuzeck ab, wir sind noch auf unter 900 Meter. Nun beginnt also der letzte Anstieg bis auf über 2.000 Meter. Also los… Den Anfang macht allerdings erst noch die Versorgungsstation an der Laubhütte, die ich nach 13:18 Std. erreiche. Nochmals etwas essen, trinken, die Flaschen auffüllen und die Mütze nass machen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass ich für die letzen 22 km genau 5 Std. benötigen würde.

Anfangs führt uns der Weg noch relativ entspannt bergauf, es geht durch den Wald, der Weg wird immer schmaler. Km 68, km 69, km 70 … es ist ganz schön anstrengend! Die Sonne scheint uns direkt von vorne ins Gesicht, wir sind gerade mal auf 1.200 Meter und haben noch einige Höhenmeter vor uns.

In Serpentinen geht es weiter, der Anstieg hat es in sich! Immer weiter hoch, irgendwann muss der Berg doch aufhören, aber nein, noch eine Kehre und wieder folgt eine weitere. Dazwischen liegen Bäume quer über der Strecke, bei denen ich überlege, wie komme ich denn da nun auf die andere Seite. Von oben hören wir bereits die jubelnde Schreie und die Gesänge der Zuschauer*innen, die uns am Hochalmweg anfeuern. Aber bis dort ist es noch weit, zumindest was die Zeit betrifft. Nach einer gefühlten Ewigkeit ist es geschafft. Jede*r einzelne wird empfangen und hochgepusht. Der Hochalmweg ist erreicht, wir sind inzwischen auf 1.600 Meter.

Auf einem Fahrweg geht es nun weiter und der Blick nach rechts verrät, dass wir später auf dem Weg etwas unterhalb wieder hier vorbeilaufen werden. Wie lange dies dauert, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht einschätzen. Anfangs konnte ich wieder etwas laufen, ging aber bald wieder in ein schnelleres Gehen über. Der Weg wurde wieder steiler, bot uns dabei aber eine grandiose Aussicht. Oben zeigt sich die Hochalm auf 1.700 Meter, auf meiner Uhr stehen 72 km und 16:59 Std. Am Wegrand wird die nächste Versorgungsstation angekündigt. Pause! Kurz essen und trinken, aber ich will schnell wieder weiter. Inzwischen hab ich die Hoffnung, eine Zeit von unter 18 Stunden zu erreichen.

Um den Osterfelderkopf

Der Weg wird steiler, an laufen ist nicht zu denken, immer einen Schritt vor den anderen und mit Stockeinsatz geht es weiter bergauf. Etwa 2,5 km sind es noch bis ganz oben, es ist sehr sonnig und warm. Nach einer Kurve gehen wir auf die Felswand zu, neben uns tauchen wieder Schneefelder auf. Den Gipfel sehen wir noch nicht, da ein Berg dazwischen liegt. Noch eine Kurve und Engstelle, dann zeigt sich die Bergstation am Osterfelderkopf – knapp 1 km ist es noch, den ich auch noch schaffen werde. Nach ein paar Kurven bin ich oben angekommen. Der letzte große Anstieg ist geschafft! Die Uhr zeigt inzwischen über 4.000 Höhenmeter im Anstieg an und bis zum Ziel in Garmisch sind es nur noch 15 km, die allerdings unterschätzt habe.

Ich freute mich, dass es nun nur noch bergab gehen würde, aber was nun kommen würde, habe ich nicht erwartet. Anfangs ging es zwar steil, aber gut laufbar bergab. Entlang der Strecke wurden uns Schnäpse oder ein Bier angeboten, wobei ich dankend ablehnte. Es folgten Serpentinen, die uns innerhalb von etwa 1,5 km 200 Höhenmeter nach unten brachten. Hier war wieder absolute Konzentration nötig, um auf dem schwierigen Untergrund nicht zu stolpern. Unten angekommen liefen wir quer unterhalb des Berges auf einem gut laufbaren Trail entlang und querten die Alpsitzbahn. Wir erreichen wieder den Wald und der Weg wird besser. Etwa bei km78 sind wir wieder am Hochalmweg, über den wir zuvor bergauf gelaufen sind. Mit dem Wissen, was die Läufer*innen um Osterfelderkopf erwartet, beneide ich niemanden. Zum Glück laufe ich bereits bergab.

Garmisch entgegen laufen

Wir waren noch auf etwa 1.600 Meter und ich dachte, es geht nur noch bergab. Etwa bis km80 ist der Weg wieder anspruchsvoller und wir laufen wieder über Serpentinen durch den Wald, teils über Felsen und unterschiedlich hohe Stufen. Aber auch dieser Abschnitt hat irgendwann ein Ende und wir schwenken auf einen Forstweg ein. Für mich heißt es nochmal Gas geben. Ich habe noch die Hoffnung, es unter 18 Stunden zu schaffen. An der letzten Versorgungsstation trinke ich nur kurz etwas und halte mich nicht lange auf, ich will weiter. 16:59 Stunden bin ich inzwischen unterwegs und bis ins Ziel nur noch 8-9 km. Das sollte doch machbar sein.

Bei km81 sind wir bereits auf 1.200 Meter und es wird flacher. Wir laufen an der Talstation des Kandahar-Express vorbei und queren die Olympiaabfahrt. Es geht immer weiter bergab, doch plötzlich wird aus dem gut laufbaren Weg wieder ein schmaler Weg mit Wurzeln und leichten Anstiegen. Damit hatte ich nicht mehr gerechnet und ich sehe mein zeitliches Ziel schwinden. Es wird wieder eine Passage zum gehen, nein ich werde es nicht mehr unter 18 Stunden schaffen. Trotzdem bin ich froh, dass sich der ZUT nach den anfänglichen Problemen so gut für mich entwickelt hat.

Es folgt ein letzter steiler Abstieg auf einem groben Schotterweg, bei dem man leicht ins Rutschen kommt, so dass ich hier nur langsam laufen konnte. An der Hausbergstation sind wir auf unter 800 Meter und es sind nur noch wenige Kilometer bis zum Ziel.

Endspurt in Garmisch

Entlang von Wiesen laufen wir auf der Straße Richtung Bahnhof und am Olympia-Eissportzentrum vorbei. Vor einigen Stunden waren wir hier bereits und fuhren mit dem Shuttlebus zum Start. Nun bin ich wieder da und gleich im Ziel. Davor erwartet uns noch eine Schleife, um die Bundesstraße ohne Ampel zu queren. Einmal durch die Unterführung, Treppe hoch, auf der anderen Seite wieder runter und zurück. Nach dem Abzweig in die Olympiastraße beginnt der Endspurt – ein letztes Mal alle Kräfte zusammennehmen und nochmal Gas geben. Es sind nur noch ein paar Hundert Meter. Vor mir sehe ich bereits den Zielkanal und die Zuschauer*innen, die uns Läufer*innen ins Ziel klatschen. Es ist ein wahnsinniges Gefühl! Ich bin auf dem grünen Teppich, noch um die Kurve und ich bin im Ziel! Ich habe den Ehrwaldtrail geschafft!

Nach 18:16.02 Stunden erreichte ich als 56. Mann das Ziel und war damit überglücklich.


Bildquellen: Bernd Deschauer / Sportograf.com

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