Weltkulturerbelauf – Gänsehaut pur

Der 11. Weltkulturerbelauf brachte gefühlt wieder ganz Bamberg auf die Beine – sei es als Läufer*in, Helfer*in oder als Zuschauer*in. Selten habe ich eine Laufveranstaltung erlebt, bei der ich vom ersten Start bis zum letzten Zieleinlauf Gänsehaut hatte. Das passiert neben dem Weltkulturerbelauf in Deutschland nur beim Berlin Marathon.

Für mich persönlich war es der 10. Weltkulturerbelauf (WKEL). Ich bin seit der zweiten Durchführung 2005 dabei – damals war es mein erster Wettbewerb. Zusammen mit ein paar Freunden wagten wir uns nach einem kurzen Training an die 4,4 km lange Strecke und waren im Ziel völlig platt. Seit damals bin ich dabei geblieben und inzwischen nähere ich mich dem 100. Marathon/Ultra – beim WKEL war es mein 16. Finish bei 10 Teilnahmen:

  • 9x Halbmarathon
  • 2x 10,7 km
  • 5x 4,4 km

In diesem Jahr lief ich wieder alle drei Hauptläufe. Die größte Herausforderung dabei ist es, rechtzeitig zum nächsten Start an der Weide zu sein. Es klappte super, bedeute aber auch, vom Ziel am Maxplatz direkt zum Start laufen und währenddessen die Startnummer wechseln. Bei den ersten beiden Läufen gab ich Gas, beim Halbmarathon ließ ich es gemütlich angehen und genoss die Stimmung entlang der Strecke, zudem hatte ich schwere Beine, da mir die 67 km von Wochenende davor noch in den Beinen steckten. Umso glücklicher bin ich, dass es mit den drei Läufen wieder geklappt hat.

Ich war übrigens nicht der einzige, der alle drei Hauptläufe lief. Mit mir waren es mindestens 2 Läufer und 2 Läuferinnen, wovon 3 Personen in der Woche zuvor beim Ultratrail des UTFS starteten. Aus der DJK Teutonia Gaustadt liefen Silke und ich alle drei Läufe, Johanna die ersten beiden und Kathrin neben den 4,4 km den Halbmarathon als Guide für Flo, unseren blinden Läufer im Verein.

Die verschieden Strecken führen an vielen Sehenswürdigkeiten und den schönsten Ecken der Welterbestadt vorbei. Beim Halbmarathon wird bei Kilometer 5 die Altenburg als höchster Punkt erreicht. Aber auch der 4,4 km Lauf führt über den Domplatz bis zum Torschuster, durch die Alte Hofhaltung und das Alte Rathaus ins Ziel. Dabei ist das Bamberger Publikum der Wahnsinn! Auf dem Weg zur Altenburg, im Hain oder der Gärtnerstadt werden die Läufer*innen angefeuert. In der Innenstadt läuft man durch ein Spalier aus Menschen, die einen pushen und man dabei wieder neue Kraft sammelt.

Neben dem Publikum gibt es eine weitere Konstante beim WKEL: das Wetter. Soweit ich mich erinnere, war es bis auf einen Lauf immer sonnig und vor allem warm oder eher heiß. Temperaturen am Nachmittag von über 25 Grad sind keine Seltenheit, was den Läufer*innen bei den späten Startzeiten ganz schön zusetzt und vor allem beim Halbmarathon eine besondere Herausforderung darstellt.

4,4 km Pflaum-Logistik-Lauf

Bereits zum 5. Mal startete ich beim Lauf über 4,4 km, der in den Jahren zuvor der Wieland-Lauf war. Bei meiner ersten Teilnahme am WKEL war es mein erster Wettbewerb und seit einigen Jahren lief ich den kleinen Lauf und den Halbmarathon – mit der Pause von einer Stunde eine ideale Kombination.

Die schnelle Strecke führt vom Start an der Konzerthalle vorbei und schwenkt nach Querung der Regnitz in die Schweinfurter Straße ein. Nach etwa 2 km wird Klein Venedig erreicht, es geht durch die Sandstraße und anschließend folgt der anstrengende Teil: der Anstieg zum Dom und weiter zum Torschuster. Ich versuche jedes Mal, das Tempo trotzdem hoch zu halten, was den Puls nach oben treibt. Meist gelingt es gut, wie auch in diesem Jahr. Ab dem Abzweig zur Domstraße geht es nur noch bergab, wobei das Kopfsteinpflaster zur Vorsicht anhält. Es ist nicht mehr weit und ab der Alten Hofhaltung ist es einfach nur der Wahnsinn! Laufen lassen, die Stimmung genießen, durch das Alte Rathaus das Tempo mitnehmen und schön langsam den Endspurt einläuten. Nun heißt es nochmal Gas geben, quer durch die Fußgängerzone laufen und am Maxplatz ins Ziel laufen. Erstes Finish geschafft!

Im Ziel ist nur Zeit für eine kurze Trinkpause – ich muss gleich weiter zum nächsten Start. 10 Minuten Zeit sind es bis zum nächsten Start. Im Dauerlauf geht es zur Weide, wo ich nochmals einen Becher Wasser trinke. Auf dem Weg dorthin wechsle ich noch die Startnummer. Die Chips für die Zeitmessung sind für alle Läufe im Schuh verschnürt.

Als 3. in meiner AK bekam ich sogar einen Sachpreis, den ich mir nach den Lauf abholen konnte. Herzlichen Dank dafür!

Zeit: 19:54 min, Platz 3 AK M50 (Bestzeit: 18:54 min, 2019)

10,7 km Wieland-Lauf

Ich stand pünktlich im Startblock und wie geplant ganz vorne. So kam ich schnell ins nächste Rennen, bei dem der Abstand zwischen Zieleinlauf und Start des Halbmarathons knapper war. Eine Stunde hatte ich Zeit, um die 10,7 km zu laufen und wieder im Startblock zu stehen. Daher hieß es auch bei diesem Lauf Gas geben.

Der erste Kilometer war wie beim vorigen Lauf. Allerdings ging es nicht in die Schweinfurter Straße, sondern es folgte der erste Anstieg am Abtsberg hoch zum Bamberger Weg. Einerseits wollte ich etwas die Kräfte schonen, andererseits auch schnell sein, um in keinen Stau zu geraten, nachdem es am Bamberger Weg eng werden würde. Glücklicherweise lief es gut und ich konnte mein Tempo weiter durchziehen. Am Kloster Michaelsberg war die Baustelle, die mir in den Tagen zuvor etwas Sorgen bereitete, provisorisch abgebaut und der Schotter mit Asphalt überzogen, so dass die Stelle gut passierbar war. Wir liefen zum Jakobsberg und von dort durch die Alte Hofhaltung. So war ein Highlight bereits nach wenigen Kilometern erreicht. In der Stadt angekommen führte die Strecke am Welterbezentrum entlang, bevor es in den Hain ging. Gegenüber der Villa Concordia ein kurzer Stopp an der Versorgungsstelle und weiter – ich wollte keine Zeit verlieren. Gefühlt war ich gut unterwegs, die Uhr zeigte konstant eine Zeit von unter 5:10 min/km. Damit war ich sehr zufrieden.

Über die Wilhelmspost und Marienbrücke erreichten wir das Adenauerufer. Dort liefen wir bis zur Löwenbrücke und bogen in die Gärtnerstadt ab, durch die wir eine Runde liefen. Bei der Brauerei Fässla stießen wir auf die Königsstraße mit dem Getränkestand der Brauerei Spezial. Wie es sich für die Brauerei gehört, wurde auch Rauchbier ausgeschenkt. Ich verzichtete darauf und lief weiter. Inzwischen war es sehr warm geworden und die Strecke bot nur wenig Schatten, was sehr fordernd war. Über die Kettenbrücke ging es wieder in die Innenstadt, wo die Strecke eine Schleife machte und wir über die Austraße den Kranen erreichten. Nun nochmals ins Sandgebiet, wieder an Klein Venedig entlang und am Schlenkerla vorbei. Nicht mehr weit! Nur noch über die Obere Brücke und dann noch einmal Gas geben, das Tempo hoch halten und schnell ins Ziel laufen, das ich in einer neuen persönlichen Bestzeit erreichte.

Bis zum nächsten Start hatte ich 5 Minuten. Die Trinkpause musste daher kürzer ausfallen und ich lief schneller zum nächsten Start. An der Weide blieb keine Zeit für eine weitere Trinkpause. 11 Sekunden nach dem Startschuss stand ich vorne im Startblock und passierte die Startlinie. Puh, es war anstrengend, aber geschafft. Nun konnte der dritte Lauf folgen.

Zeit: 54:45 min, Platz 33 AK M50

21,1 km Sparkassen-Lauf

Um 15.30 Uhr fiel der Startschuss zum anspruchsvollen Halbmarathon mit etwa 280 Höhenmeter, der nach 5 Kilometer die Altenburg erreicht. Für mich galt es, ins Ziel kommen. Nach 2 Läufen zuvor und meiner Teilnahme am Ultratrail Fränkische Schweiz mit 67 km in der Woche vor dem WKEL hatte ich mir für den Halbmarathon keine zeitlichen Ziele gesteckt. Zumal ich bereits beim 4,4 km Lauf richtig Gas gegeben hatte und unter 20 Minuten lief.

Ich kam gut aus dem Startblock und war schnell im Rennen. Auf dem ersten Kilometer hörte ich mehrmals Kommentare, ich wäre schon mehrmals vorbei gelaufen… Ich war zwar etwas langsamer als in den Läufen zuvor, aber es war völlig okay. Am ersten Anstieg reduzierte ich das Tempo, um Kraft zu sparen. Schließlich wusste ich, was mich erwartet und die Nachmittagssonne kostete zusätzlich Kraft. Am Bamberger Weg lief es entspannt und ich erreichte den Anstieg zum Kloster Michaelsberg. Dort entschloss ich mich, zu gehen. Nachdem es inzwischen eng wurde, war dies für mich eine gute Entscheidung. Die Strecke führte uns weiter zur Villa Remeis, von der aus es erst einmal wieder bergab ging. Es war herrlich, den Blick über die Stadt schweifen zu lassen.

Nach einer Kurve folgte der nächste Anstieg Richtung Altenburg, den bereits viele gingen. An der Altenburg dann ein kurzer Stau, da die Brücke zur Burg in beide Richtungen genutzt wurde. In der Burg war die erste Versorgungsstelle aufgebaut und das Wasser tat gut. Nach einer Runde um die Burg liefen wir die Altenburger Straße steil bergab. Auf diesem Abschnitt gibt es die schönsten Blicke auf Bamberg mit Dom, Kloster Michaelsberg und im Hintergrund den Anhöhen. Es war eine kurze Verschnaufpause, bevor es an der Matern wieder bergauf ging.

Wir liefen oder besser gesagt, viele gingen den Kaulberg hoch, um von dort zum Stephansberg zu laufen. Nun ging es wieder bergab an der Oberen Pfarre vorbei in die Innenstadt. Es fühlte sich wie in einem Hexenkessel an. Gesäumt von Menschenmassen liefen wir in mehreren Schleifen durch die Stadt, über Brücken, bevor es in den Hain ging. Dort wurde es etwas ruhiger, aber auch hier wurden wir angefeuert. Entlang der Regnitz führte die Strecke, bog im Hain zum Botanischen Garten ab, bevor an der Buger Spitze der am weitesten außerhalb liegende Punkt der Strecke erreicht wurde. Es ging bis zum Jahnwehr zurück, dort querten wir den Regnitzarm und erreichten die nächste Versorgungsstation.

Entlang des Adenauerufers folgte einer der anstrengendsten Abschnitte des Laufs. Für mehrere Kilometer ging es geradeaus in der Sonne zurück in die Innenstadt. Nachdem ich im Hain ein paar Gehpausen einlegen musste, lief es nach inzwischen 14/15 km wieder besser. Allerdings merkte ich, dass die Beine schwer wurden. Dennoch konnte ich in einem gemütlicheren Tempo laufen und wieder Zeit gut machen. Wie beim 10,7 km Lauf bogen wir von der Löwenbrücke aus in die Gärtnerstadt und liefen auf der selben Strecke durch die Stadt wieder am Getränkestand der Brauerei Spezial vorbei, über die Kettenbrücke und durch die Austraße ins Sandgebiet.

Für mich war nun das dritte Mal, dass ich an Klein Venedig vorbei lief. Nach der Kurve ging es nicht ins Ziel, sondern wieder durch die Sandstraße Richtung Elisabethenplatz. Nun war es nicht mehr weit, worüber ich sehr froh war. Allerdings galt es auf den beiden letzten Kilometern noch einmal bergauf zu laufen. Es ging den Domberg hoch und weiter bis zur Jakobskirche, was viel Kraft kostete. Ich ging auf diesem Abschnitt fast die ganze Zeit und traf kurz vor der Kirche Martin, einen Freund, der es auch gleich geschafft hat. Wir liefen um die Kirche und nun wusste ich, es ist gleich geschafft. Wir wollten gemeinsam ins Ziel laufen, hatten aber gefühlt um eine Schrittlänge ein unterschiedliches Tempo, so dass wir uns erst wieder im Ziel trafen.

Ein letztes Mal lief ich durch die Alte Hofhaltung und die Obere Brücke. Nochmals durfte ich die Stimmung entlang der Strecke spüren und obwohl ich KO war, war es ein super Gefühl. Ich querte die Lange Straße, lief am Gabelmann vorbei und erinnerte mich daran, was ich in den Wochen vor dem WKEL den Teilnehmer*innen beim Laufkurs sagte: Nicht zu früh mit dem Spurt ins Ziel beginnen… Ich hielt mich nun selbst daran und erst nach der Martinskirche versuchte ich, schneller zu laufen. Noch wenige Meter, um die Kurve und dann erreichte ich zum dritten Mal das Ziel am Maxplatz. Es war geschafft! Ich habe wie 2023 wieder alle drei Hauptläufe gefinisht!

Nun konnte ich mir Zeit lassen und in aller Ruhe ein alkoholfreies Weizen trinken und ein süßes Teilchen essen. Es fühlte sich einfach gut an.

Zeit: 2:18.21 Std, Platz 160 AK M50 (Bestzeit: 1:42.38, 2019)

Wie geht es weiter?

Der Weltkulturerbelauf ist ein wahres Aushängeschild für Bamberg, bei dem von den Bambini bis zu den Großeltern als Zuschauer*innen ganz Bamberg auf den Straßen ist. Dabei wird der WKEL durch einen ehrenamtlichen Verein organisiert und von vielen Helfer*innen getragen. Es bleibt zu hoffen, dass sich weiterhin genügend Personen finden und den Lauf vorbereiten. Ich freue mich jedenfalls schon auf den nächsten WKEL 2027. Ob ich wieder dreimal an den Start gehe, wird sich zeigen. Ich habe noch etwas Zeit, mir darüber Gedanken zu machen.

One Comment

  1. Michaela Reimann

    Einfach eine Wucht, lieber Bernd!

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