Nach langer Wartezeit konnte ich endlich beim 3kings 3hills starten. Nach Starts beim Arberland Ultra Trail, dem U.TLW bin ich nun alle Ultratrails im Woid gelaufen – und es war einfach nur der Wahnsinn! Nur selten habe ich einen Lauf erlebt, der landschaftlich so beeindruckend und gleichzeitig technisch so anspruchsvoll war.
Eigentlich war ich schon für 2024 gemeldet, musste aber wegen eines Krankenhausaufenthalts kurzfristig absagen. Zum Glück konnte mein Startplatz problemlos auf 2025 übertragen werden. Seitdem fieberte ich diesem Tag entgegen.
Die Region rund um den Dreisessel ist für mich etwas ganz Besonderes. Ich bin nur rund 30 Minuten entfernt aufgewachsen und kenne den Berg noch aus Zeiten, in denen dort der Eiserne Vorhang verlief – eine Grenze zwischen Ost und West mitten in der Natur.
Dass dieser Lauf auch mein 100. Marathon oder Ultralauf war, machte das Ganze noch emotionaler. Einen besseren Rahmen für dieses Jubiläum hätte ich mir nicht wünschen können. Umso dankbarer bin ich, dass alles geklappt hat – denn bei einem so anspruchsvollen Lauf kann jederzeit etwas dazwischenkommen. Sei es die eigene Verfassung oder einfach das Wetter, das einem einen Strich durch die Rechnung macht.
Vorbereitung & Anreise
Nach meiner krankheitsbedingten Pause habe ich im Herbst 2024 wieder mit dem Training begonnen. Im Dezember lief ich dann meinen ersten Marathon nach über einem halben Jahr – ein echter Motivationsschub! 2025 startete ich voll durch: Bis Ende Juni hatte ich bereits sieben Marathons und einen Ultra in den Beinen. Der Ultratrail Fränkische Schweiz war dabei eine perfekte Vorbereitung für den Lauf im Bayerischen Wald.
Als das Laufwochenende näher rückte, hatte ich Bedenken wegen der Hitze – 2023 waren es über 30 Grad. Doch die Vorhersage für dieses Jahr klang deutlich besser: 15 bis 18 Grad mit gelegentlichem Regen. Nicht ideal, aber deutlich angenehmer als brütende Hitze.
Am Freitagnachmittag machte ich mich von Bamberg aus auf den Weg in den Bayerischen Wald. Die Fahrt verlief entspannt und ohne größere Staus. Die Startunterlagen wollte ich erst am Renntag abholen, um mir die doppelte Fahrt nach Haidmühle zu sparen.
Renntag – Frühstart im Nebel
Der Wecker klingelte um 5 Uhr. Ich hatte genug Zeit für ein ruhiges Frühstück und machte mich dann auf den Weg nach Haidmühle – etwa 30 Minuten Fahrt über Waldkirchen und Jandelsbrunn.
Die Bedingungen waren eher herbstlich: dichter Nebel und kurz darauf einsetzender Regen. Nicht gerade das, was man sich vor dem Start eines anspruchsvollen Ultratrails wünscht. Ich dachte mir nur: Na super, ausgerechnet jetzt schon Regen… Aber es half nichts – die Vorfreude überwog. Schließlich stand ein besonderes Erlebnis bevor: mein Jubiläumslauf in vertrauter Heimatkulisse.
Angekommen, war ich überrascht, wie kompakt das Veranstaltungsgelände war, fand es aber sehr ansprechend und gemütlich. Um die Uhrzeit war es noch sehr ruhig und ich musste bei der Startnummernausgabe nicht anstehen. Um 7.30 Uhr sollte es losgehen…
Der Startschuss fällt
Kurz vor dem Start versammelten sich alle Teilnehmenden zum Briefing im Startbereich. Dort wurden sowohl die Besonderheiten der Strecke erläutert als auch auf die historische Bedeutung der Grenzregion eingegangen. Alle Informationen wurden auf Deutsch und Tschechisch bereitgestellt.
Um Punkt 7:30 Uhr fiel der Startschuss – 53,5 km durch das Dreiländereck lagen vor uns. Nach einem kurzen flachen Abschnitt von etwa 500 Metern ging es direkt auf matschige Trails. Der Regen hatte die Wege in kleine Bäche verwandelt, und bereits nach 1,5 km waren meine Füße nass.
Die Strecke stieg stetig an. Nach 3,5 km hatten wir bereits 170 Höhenmeter hinter uns und erreichten die 1000-Meter-Marke. Kurz darauf passierten wir die ersten Grenzsteine zwischen Deutschland und Tschechien. Die Natur zeigte sich mystisch im Nebel – eine einzigartige Atmosphäre. Am Dreisessel erreichten wir schließlich die erste Verpflegungsstation.
Auf dem Adalbert-Stifter-Weg nach Österreich
Nach einer kurzen Stärkung ging es zügig weiter – auf den Adalbert-Stifter-Weg, zugleich Teil des Goldsteigs. Die kommenden Kilometer waren ein Traum für Trail-Läufer*innen: verwurzelte, felsige Pfade, durchzogen von Pfützen und Matsch. Anspruchsvoll, aber unglaublich spaßig.
Wir erreichten das Steinerne Meer – eine eindrucksvolle Felslandschaft. Bei klarem Wetter hätte man bis zum Dachstein oder Watzmann blicken können, doch der Nebel ließ nur erahnen, was hinter den Wolken lag.
Nach dem Abzweig Richtung österreichischer Grenze folgte ein längerer Downhill durch den Wald – etwa 4 km und 300 Höhenmeter bergab. Die Beine wurden müde, aber die Motivation war ungebrochen.
Aufstieg zum Hochficht
Nach 13 km befanden wir uns auf etwa 935 Meter Höhe. Der nächste Anstieg stand an: in 2,5 km wieder 300 Höhenmeter hinauf. Anspruchsvoll, kräftezehrend, aber wunderschön. Bei km 16 wartete die zweite Verpflegungsstation – willkommenes Durchatmen.
Es folgte ein gut laufbarer Abschnitt auf einem Forstweg, der uns fast zur Talstation der Schwarzenbergbahn brachte. Ein angenehmer Wechsel nach den technischen Trails. Doch der nächste Anstieg ließ nicht lange auf sich warten.
Nach einer langen Schleife erreichten wir den Zwieselberg (1163 m). Der Nebel wurde dichter, die Stimmung noch intensiver. Über die Reischlbergbahn ging es weiter Richtung Hochficht, vorbei am Stingfelsen mit Gipfelkreuz. Nach 31 km standen wir auf dem Hochficht-Gipfel (1338 m) – direkt an der österreichisch-tschechischen Grenze.
Entlang der Grenze
Ein schmaler Pfad durch hohes Gras, gesäumt von Bäumen und Baumstämmen – die Strecke entlang der Grenze war ein Naturerlebnis. Kurz bergab zur Reischlbergbahn, dann wieder ein knackiger Anstieg. An einem improvisierten Grenzübergang war die nächste Verpflegungsstation aufgebaut.
Trailrunning im Dreiländereck
Mitte November lief ich bei frostigen Temperaturen im Dreiländereck auf 17 km um den Dreisessel, Plöckenstein und Plöckensteiner See – ein besonderes Erlebnis, auch wenn es mich fast vom Gipfel des Berges geweht hätte.
Bei km 37 zweigte die Ultrastrecke von der Grenzlinie ab. Ich kannte die folgende Schleife bereits vom Novemberlauf 2024 – ein technisch fordernder Abschnitt mit einem harten Downhill und einem intensiven Anstieg.
Der Downhill: anspruchsvoll, aber gut laufbar. Der Plöckensteiner See war ein landschaftliches Highlight, und der Himmel begann sich aufzuklaren.
Der Anstieg: 2 km, 300 Höhenmeter, Felsen. Kein normales Laufen, eher Klettern. Die Aussicht über den See und den Moldaustausee war atemberaubend. Vorbei am Adalbert-Stifter-Denkmal erreichten wir den höchsten Punkt der Strecke: den Plöckenstein auf 1379 m.
Auf dem Grenzsteig zurück zum Dreisessel
Nach etwa 40 km begann für mich der schönste Abschnitt des Laufs. Der Grenzsteig zwischen Österreich und Tschechien bot beeindruckende Felsformationen, herrliche Ausblicke und gut laufbare Trails – ein Genuss nach den Strapazen zuvor.
Wir passierten weitere Gipfel und erreichten schließlich den Dreiländerstein – den Grenzpunkt zwischen Deutschland, Österreich und Tschechien. Einmal umrunden, und es ging weiter auf dem Grenzsteig, nun zwischen Deutschland und Tschechien.
Kurz vor dem Dreisessel wurde es noch einmal steil. Am Parkplatz angekommen, wartete die letzte Verpflegungsstation. Ich tankte Iso, Cola – und Motivation. Mir war klar: Ich werde heute meinen 100. Marathon/Ultra finishen!
Endspurt nach Haidmühle
Vom Dreisessel aus führte der Weg über einen gut laufbaren Pfad bergab. Die Anstiege waren geschafft – ich konnte Tempo machen, vorsichtig, um Krämpfe zu vermeiden. Durch den Wald, vorbei an der Straße, erreichte ich bei km 49 den Ort Frauenberg.
Nur noch 4 km! Die Anfeuerung der Anwohner*innen war ein echter Push. Ein Schild mit der Aufschrift „Und das alles für eine Banane“ brachte mich zum Schmunzeln. Am Ortsausgang wartete noch eine selbstgebaute Treppe zur Unterführung – letzte Hindernisse vor dem Ziel.
Dann endlich: Ich höre den Stadionsprecher, biege ab auf die Zielwiese – und laufe über die Ziellinie!
Fazit: Glücklich, kaputt – und stolz
Ich bin Finisher beim 3kings 3hills Ultratrail. Mein 100. Marathon/Ultra liegt hinter mir. 2008 sagte ich nach meinem ersten Marathon „Nie wieder“ – und heute stehe ich hier.
Der Lauf war fordernd, technisch anspruchsvoll, aber landschaftlich ein Traum. Nebel, Felsen, Wurzeln, Grenzpfade – dieser Trail ist etwas ganz Besonderes. Für mich steht fest: Ich komme wieder!
3kings 3hills Ultratrail – Highlights im Überblick
Kategorie
Details
Distanz
53,5 km
Höhenmeter
ca. 2.300 Hm
Länder
Deutschland 🇩🇪 – Tschechien 🇨🇿 – Österreich 🇦🇹
Terrain
Technische Trails, Wurzeln, Felsen, Matsch
Wetter
Nebel, kühl, später Sonne
Schwierigste Stelle
Aufstieg zum Plöckenstein (300 Hm auf 2 km, felsig)
Schönster Abschnitt
Grenzsteig vom Plöckenstein zum Dreisessel
Stimmung
Mystisch, fordernd, unvergesslich
Besonderheit
Jubiläum: Mein 100. Marathon/Ultra 💯
Bildquellen: Neben eigenen Bildern wurden gekaufte Bilder von Sportograf verwendet