ARBERLAND UltraTRAIL 2017

Wer steht eigentlich an einem Samstag Ende September freiwillig um 5.30 Uhr auf? Das können doch nur verrückte Ultraläuferinnen und -läufer sein, die beim ARBLAND Ultra Trail in Bodenmais an den Start gehen. 60 km, 2.700 Hm gilt es auf der Ultradistanz zu überwinden und 35 km mit 1.500 Hm auf der Kurzstrecke.

Es ist noch dunkel, das Thermometer zeigt 5 Grad an und Bodenmais ist noch ein kleines verschlafenes Dorf. Vereinzelt trudeln die Läuferinnen und Läufer am Marktplatz ein, 226 sind für die Ultradistanz gemeldet, und warten auf den Startschuss, der um 7 Uhr morgens fällt. Aber schon jetzt zeigt sich, dass uns ein sehr schöner und sonniger Tag erwartet. Also steht einem schönen Traillauf nichts im Wege.

Nach dem Start geht es kurz durch den Ort, um warm zu werden, denn nach dem ersten Kilometer beginnt bereits der erste Anstieg zum 955 Meter hohen Silberberg. Auf dem Weg passieren wir eine Höhle, die von Fackeln beleuchtet wird und können von oben die Aussicht genießen. In den Tälern hängt der Nebel und nur die Bergspitzen erheben sich über dieses Meer. Über schöne Wege, auf denen man es gut laufen lassen kann geht es gleich wieder bergab, bevor der nächste Anstieg zum 983 Meter hohen Kronberg beginnt. Auf dem Weg zum Berg erreichen wir die erste Versorgungsstation und schnell wird klar, den Läuferinnen und Läufern wird es an nichts fehlen: Es gibt heißen Tee, ISO-Getränke, Wasser, Bier, verschiedene Obstsorten, Semmeln, Käsewürfel, Nüsse, Tomaten, Gurken, Kuchen, Süßes und Gels. Nach einem kurzen Aufenthalt geht es weiter auf schmalen Waldwegen bergauf. Die Strecke ist durchgängig mit kleinen roten Fähnchen und lila Pfeilen markiert, was ein verlaufen verhindert. In einem ständigen Auf-und-Ab führt die Strecke an der 869 Meter hohen Strohmannhanselhöhe vorbei und über die 914 Meter hohe Harlachberger Spitze.

Bis etwa km 25 wechseln sich die Anstiege und gut laufbaren Passagen immer wieder ab und es macht einfach nur Spaß, dabei zu sein! Bei Joska Kristall erwartet uns die dritte Versorgungsstation und schön langsam beginnt der Anstieg zum Kleinen und Großen Arber. Auf traumhaften Trails laufen wir durch den Naturpark Bayerischer Wald und kommen am Hochfall, einem Wasserfall vorbei. Kurz darauf wurde es etwas enger auf der Strecke, denn die Läuferinnen und Läufer des Auerhahntrails über 35 km stießen zu den Ultraläuferinnen und -läufern. Nach ein paar Minuten hatte sich das Feld wieder entzerrt und weiter ging es den höchsten Bergen des Bayerischen Waldes entgegen. Inzwischen stand die Sonne schon hoch und bei den Passagen außerhalb des Waldes war es angenehm warm.

Kurz vor km 30 erreichten wir die sehr schön gelegene Versorgungsstation „Tausender“ und waren erstmalig auf 1000 Meter. Nach wenigen Minuten schwenkten wir zwischen Enzian und Kleiner Arber auf den Goldsteig, dem wir über den 1384 Meter hohen Kleinen Arber folgten.

Uns bot sich eine spektakuläre Aussicht über die umliegende Landschaft mit den vielen abgestorbenen Bäumen und der sich verfärbenden Natur. Kurz vor dem Gipfel hieß es kraxel: Es ging über hohe Felsen direkt zum Gipfel mit Gipfelkreuz. Nach einer Verschnaufpause und einem Rundblick auf der anderen Seite wieder runtersteigen und auf einem technisch anspruchsvollen Downhill etwa 150 Hm bergab. Wir wussten ja, was nun kommt… der Anstieg zum Großen Arber… Nochmals knapp 2 km steiler Anstieg mit vielen Treppenstufen, aber einer tollen Landschaft! Oben angekommen, hieß es erst mal durchatmen. Etwas ungewohnt war es hier oben, waren doch so viele Menschen hier. Da merkte man wieder, auf den Berg führt eine Seilbahn…

Am Großen Arber

Die Strecke verlief kurz unterhalb des Gipfelkreuzes vorbei und anschließend sofort wieder bergab zum Arberschutzhaus, wo die nächste Versorgungsstation wartete. Hier fiel es schwer, sich von den ganzen Leckereien loszureißen und weiterzulaufen, aber die Kraft war noch da und das Laufen machte einfach Spaß! Über den Arberweg ging es nun auf dem technisch schwierigsten Abschnitt des gesamten Rennens zum großen Arbersee auf 940 Meter. Der Weg war größtenteils ein felsiger Pfad, der absolute Trittsicherheit und Konzentration erforderte, aber absolut genial zum Laufen war!

Am Arbersee, etwa bei km 40, passierte ich als 65. der Gesamtwertung nach 5:24:57 Std. die Kontrollstelle und uns erwartete die nächste Versorgungsstation. Übrigens war der Sieger zu diesem Zeitpunkt bereits seit über 20 Minuten im Ziel. Kurz etwas trinken und weiter ging es, natürlich wieder bergauf. Auf angenehmen Weg führte die Strecke zum 1340 Meter hohen Mittagsplatzl, von dem aus sich ein atemberaubender Blick auf den Großen Arbersee und Bayerisch Eisenstein bot. Schön langsam kam immer wieder der Gedanke, dass es eine Zielzeit von unter 8 Std. werden könnte. Erst führte die Strecke weiter durch den Wald, ging anschließend in einen sonnigen Fahrweg über, auf dem man es einfach laufen lassen konnte, wenn die Kraft noch mitspielte.

Etwa 10 km vor dem Ziel zeigte sich Bodenmais im Tal. Ja, es wird eine Zeit von unter 8 Std! Leider ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass es nochmals steil aufwärts gehen würde. Es wurde wieder anspruchsvoller, wir passierten die Rieslochfälle und dann kam er, der letzte kräfteraubende Anstieg. In Serpentinen ging es über Felsen ein letztes Mal auf über 1000 Meter bevor es ab km 54 nur noch bergab ging. Spätestens jetzt war klar, es wird eine Zeit von unter 8 Std. und nun gab es kein Halten mehr, es folgten meine schnellsten km mit Zeiten von unter 4:30 Min/km und ich erreichte Bodenmais. Seit km 50 konnte ich viele Läuferinnen und Läufer überholen, was mich nochmals beflügelte.

Nun ging es nur noch durch den Ort zum Markplatz ins Ziel. Nahezu alleine lief ich als 56. Mann bzw. 24. in der Kategorie AK M40 ein. Am Ende sollten 182 Läuferinnen und Läufer das Ziel erreichen.

Mein Resümee: Der ARBERLAND UltraTRAIL ist eine kleine und sehr schöne Veranstaltung. Allen, die gerne einen Ultra laufen wollen, der viel Abwechslung und technische Herausforderungen bietet, werden hier Gefallen finden. Gerade das ständige Auf-und-Ab hat mir sehr gut gefallen und ist anders als bei Bergläufen in den Alpen, wo es häufig nur bergauf auf einen Berg geht. Hier werden viele Berge passiert.

60 km | 7:42.16 Std. | 2.700 Höhenmeter

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