Ich habe es geschafft! Meine erfolgreiche Premiere über 100km! Für diese Premiere war der thüringenULTRA, der am 7. Juli bereits zum 12. Mal stattfand, genau der richtige Lauf: die Wege sind größtenteils gut laufbar, bieten viel Schatten und mit etwa 2100 Höhenmetern halten sich die Anstiege in Grenzen. Aber von vorne…
Arbeits- und Staubedingt kam ich erst am Freitagabend in Fröttstädt, dem Start- und Zielort an. Bis zum Nachmittag war ich noch in München bei einer Messe. Das kleine Dorf liegt im Landkreis Gotha, nur wenige Kilometer von der A4 entfernt. Alles wirkte sehr familiär – die Startnummern gab es im Vereinsheim, draußen lief Fußball, daneben standen Zelte und es gab ein großes Zelt mit Feldbetten, in dem ich noch Platz fand. Nach einer kurzen und unruhigen Nacht läutete um 2:45 Uhr mein Wecker, denn um 4 Uhr sollte es losgehen. Genügend Zeit zum wach werden und frühstücken. Auch dieses wurde direkt vor Ort im Vereinsheim zu sehr moderaten Preisen angeboten.
Um kurz vor 4 Uhr sammeln sich die Starterinnen und Starter, gleich geht es los… Die ersten Meter sind mit Fackeln beleuchtet, einige haben Stirnlampen und wir laufen durch den Ort, in den wir nach 100km wieder zurückkommen wollen. Nach wenigen Minuten geht es auf Radwegen übers freie Gelände Richtung Thüringer Wald im Süden. Schön langsam lässt sich erahnen, dass die Morgendämmerung bald einsetzen wird. Es wird etwas heller und die Route führt uns nach 5 km in den Wald. Nach 57 Minuten sind die ersten 10km gelaufen und der Weg steigt kontinuierlich an. Um Kräfte zu schonen, gehe ich die meisten Anstiege, denn es kommen ja noch ein paar km… Nahe Ruhla ist der erste Halbmarathon geschafft, irgendwie komisch, dass es erst 1/5 der Stecke ist. In einem ständigen Auf- und Ab verläuft die Strecke weiter, bis bei km 40 der höchste Punkt der Strecke erreicht wird. Den ersten Marathon laufe ich in 4:39 Std. und bin damit genau in meinem Plan. Bis km 54 bei Seligenthal geht es nun bergab und es macht richtig Spaß es laufen zu lassen. Nach 5:28 Std. heißt es Halbzeit, zumindest was die Strecke angeht. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich, da könnte eine Zeit unter 12 Stunden möglich sein…
Nun steigt die Strecke wieder an, von etwa 370 Meter (bei km 54) geht es bis auf etwa 740 Meter (bei km 61) wieder rauf, um anschließend wieder bis auf 460 Meter (bei km 68) runter zu führen. Der Weg runter nach Tambach-Dietharz zieht sich und ich frage mich, wo denn endlich die nächste Versorgungsstation bleibt. Im Ort stellt ein Sprecher die einzelnen Läuferinnen und Läufer vor und da ist sie endlich, die Versorgungsstation. Der Hinweis, dass die nächste in nur 3 km folgt, lässt schon erahnen, es geht wieder bergauf. Nach einer Kurve führt die Strecke entlang einer steilen und sonnigen Straße aus dem Ort. Nun werden nur noch geringere Höhen erreicht, schön langsam folgt der Rückweg. Nach 8:40 Std. habe ich km 75 erreicht und damit ¾ der Strecke absolviert. Noch nie war ich so lange gelaufen. Im folgenden Abschnitt ist ein starker Wille gefragt, um nicht abzubiegen. Wir laufen direkt an einem Freibad mit riesiger Rutsche vorbei…
Die Beine werden nun sehr schwer und immer wieder muss ich Gehpausen einlegen. Glücklicherweise bleiben wir immer wieder für längere Abschnitte im Wald, was für etwas Abkühlung sorgt. Auch werden die Anstiege immer moderater und ab km 78 geht es eigentlich nur noch bergab mit einzelnen kurzen Anstiegen. Von Friedrichroda bei km 80 führt die Strecke nach Bad Tabarz und bei km 82 schaltet die Uhr auf 10 Stunden. Wir laufen um den Ort und erreichen am Ortsausgang km 90 – es sind nur noch 10 km! Wow! Diese 10 km haben es aber noch mal in sich. Es wird keinen Schatten mehr geben, stattdessen nur noch pralle Nachmittagssonne ohne Wolken. Entlang von Feldern führt uns die Strecke vorbei an Langenhain bis der km 95 erreicht wird. Hier ist noch einmal Stimmung! Die Läuferinnen und Läufer werden von einem Moderator und Musik erwartet und in einem schattenspendenden Zelt gibt es noch einmal zu Essen und zu Trinken. Ich gönne mir auch eine kurze Verschnaufpause und setzte mich ein paar Minuten.
Leider folgt nun der hässliche Streckenabschnitt – die letzten km führen durch ein Gewerbegebiet von Waltershausen und Hörselgau. Bei km 98 wird die Versuchung, an der Versorgungsstation hängen zu bleiben groß, es duftet nach Steaks und Bratwürsten… aber nein, keine Pause mehr, nichts mehr trinken und einfach die letzten 2 km ins Ziel laufen. Fast ohne Gehpausen klappt dies auch und als der Zielbogen in Sichtweite kommt, kann ich es kaum fassen – ich habe es geschafft! Nur noch 100 Meter und dann überquere ich nach 12:42:25 Std. und 100,22 km die Ziellinie! Der Wahnsinn!
Mein Resümee des thüringenULTRA: Ein schöner Lauf, bei dem neben der 100 km Strecke auch Staffeln über 2x 50 km und 4x 25 km angeboten werden. Die Stimmung ist sehr entspannt, es sind viele Wiederholungstäter dabei, was sich an den Finisher-Shirts zeigt. Für jede erfolgreiche Teilnahme über die 100 km erhält man einen Stern mehr und nicht wenige haben ihren 12. Stern in diesem Jahr bekommen, was bedeutet, sie waren jedes Jahr dabei. Die Organisation und vor allem die Versorgung ist top! Alle paar km werden die Läuferinnen und Läufer mit verschiedenen Getränken, Obst, Broten, Salzigem, Kartoffeln… versorgt.
Würde ich wieder starten? Das ist schwer zu sagen, denn es gibt noch viele andere 100 km Läufe. Aber es gibt auch viele Punkte, die für den thüringenULTRA sprechen, vor allem der sehr günstige Startpreis und die kurze Anfahrt von Bamberg.
100,22 km |12:42.25 Std. | 7:36 Min/km | 2118 Hm | 85. von 191 Finishern